Préface (sans les notes de bas de page)
Man nennt den Islam gern die Religion des
strengen Monotheismus, und auch mit Recht. Denn
die Erhabenheit und Einzigkeit Allahs, zusammen-
gefaftt in die bekannte Formel ,,/a ’ilaha ’ illa-llahu" ,
sind das Fundamentaldogma des islamischen Glaubens-
bekenntnisses, und beide werden schon im Koran noch
durch eine Reihe von Attributen *) inhaltlich naher
charakterisiert, so dafo die scharfste Grenze gezogen
ist zwischen Allah und allem andern, was er geschaffen
hat Mit dieser scharf ausgepragten monotheistischen
Neigung des Islam aber blieb dennoch wohl vereinbar
die nicht nur den semitischen, sondern man kann
wohl sagen alien Religionen gemeinsame Vorstellung
von einer Geisterwelt, von Mittelwesen zwischen Gott
und den Menschen. Denn alle die Pradikate, welche
man allein Allah beilegen zu konnen glaubte, hoben
ja die Existenz von Geistern neben Allah nicht auf,
sondern zeigten nur, welcher Unterschied und Abstand
selbst zwischen ihnen und ,,dem Erhabenen" vorhanden
ist. So kennt denn auch der Koran noch eine ziemlich
entfaltete und bunte Welt von Engeln und himmlischen
Geistern. Diese Vorstellungen nun zu einer einheit-
lichen Darstellung zu bringen, soil die Aufgabe der
vorliegenden Arbeit bilden. Sie greift damit zwar nicht
unmittelbar in die Zentralgedanken der koranischen
Theologie hinein, dafiir aber geniefit sie den Vorzug,
daft sie es mit konkreten und lebendigen Qestalten
zu tun hat, denen Muhammed selbst fur sein eigenes
Leben eine nicht geringe Bedeutung beigelegt hat 1 ).
,,Das schwerste Problem aber fur den Koranforscher,
von dem jede tiefere systematische Erkenntnis der
muhammedanischen Lehre abhangt, ist die Anordnung
der 114 Suren zu einer chronologisch richtigen Kette" 2 ).
Obgleich nun dies Problem vor der Hand bei den
groBen Abweichungen in den Resultaten der groBten
Forscher Weil 3 ), Muir 4 ), Noldeke 5 ), Sprenger
und Grimm e als noch durchaus offen und ungelost
betrachtet werden muB, so miissen wir doch fiir
unsern Zweck die Datierung der Suren, deren nahere
Berikksichtigung aus dem Rahmen .unserer Arbeit
herausfallt, als geschehen voraussetzen, und zwar
werden wir uns an die neueste Datierung halten, wie
sie von Grim me aufgestellt ist: Muhammed, II. Teil:
Einleitung in den Koran, pag. 1829. Als Quelle
benutzen wir, wie die Fassung des Themas es andeuten
soil, ausschlieBlich den Koran. Dadurch ist es natu’r-
lich nicht absolut ausgeschlossen, daB wir hier und
da Notizen und Erklarungen der Kommentatoren bei-
fiigen, wenn sie uns fur das Verstandnis des Korans
vonWert zu sein scheinen, oder auch insofern, als sie
deutlich zeigen, wie die Spateren die einfache und
nachstliegende Interpretation einer Koranstelle auf-
gegeben und sie ungebuhrlich und phantastisch erweitert
haben 1 ).
Haben wir somit unsere eigentliche Absicht ge-
nu’gend gekennzeichnet, so mag auch hier gleich eine
Nebenabsicht der vorliegenden Arbeit ausgesprochen
werden. Bei der notorischen Abhangigkeit des Islam
vom Judentum 2 ), speziell auch in der Geisterlehre 3 ),
will namlich die Arbeit noch einige religionsgeschicht-
lichen Parallelen aus der jiidischen Geisterlehre bei-
bringen, aber ohne auf diese Ausfiihrungen einen
besonderen Akzent zu legen, und ohne in ihnen
irgendwie Vollstandigkeit oder quellenmaftiges Studium
zu beanspruchen, da dies uber die der Arbeit gesteckten
Grenzen weit hinausfiihren wiirde. Es sollen vorlaufig
nur die bei der Vorarbeit bemerkten, in der Literatur
hier und da schon hervorgehobenen Parallelen aus
der jiidischen Geisterlehre, soweit sie nicht in die
Darstellung selbst hineingezogen werden, in einem
Exkurs gesammelt vorgetragen werden, eben in der
Oberzeugung, daB jeder Beitrag, der auf diesem Gebiet
geliefert wird, sowohl fur die vergleichende Religions-
wissenschaft, wie ebenfalls fur das voile Verstandnis
des Korans stets von Wert sein wird.
Als die hauptsachlichsten Koraniibersetzungen l )
finden Beriicksichtigung: von den alteren Nerreter 2 )
und Sale 3 ) (in der deutschen Bearbeitung von Arnold),
von den neueren Ullmann 4 ) und Grigull 5 ). Als Text
benutzen wir die Ausgabe des Koran von Fliigel 1 ).
Bei der Transskription bedienen wir uns der von
Brockelmann in Socins arabischer Qrammatik an-
gewandten Typen.
Ankniipfend an das, was bisher iiber unsern
Gegenstand gesagt, respektive ausgemacht ist 2 ), wollen
wir unsere Aufgabe selber losen, indem wir nach-
einander die Vorstellungen des Korans untersuchen
I. von den Engeln,
II. von den Qinnen,
III. vom Saitan und den Saitanen 3 ).
Table des matières
Einleitung
Cap. I.
Die Vorstellungen des Korans von den Engeln
1. Die Engel als die dienende Umgebung Allahs
2. Die Engel und die Glaubigen
3. Die Engel und die Unglaubigen
4. Die Engel als Boten Allahs
5. Die Engelnamen
6. Muhammeds Polemik gegen die Auffassung der
Engel als Tochter Allahs und seine Polemik
gegen die Engelanbetung
7. Exkurs
Cap. II.
Die Vorstellungen des Korans von den Ginnen
8. Die menschlichen Ziige der Ginen
9. Die geisterhaften Ziige der Ginnen
10. Exkurs
Cap. III.
Die Vorstellungen des Korans vom Saitan und den Saitanen
11. Saitan ein Ginn, sein Ungehorsam und Stellung
zu den Menschen
12. Saitan und die Glaubigen
13. Saitan uud die Ungla’ubigen
14. Saitan und die Saitane
15. Die Saitane und die Ginnen
16. Exkurs